Walther Rathenau Gesellschaft e.V.

Ausstellung

Jewish Country Houses – Kunstprojekt von Sophie von Hellermann im Schloss Freienwalde

Schloss Freienwalde, Rosenzimmer
Schloss Freienwalde, Rosenzimmer

Öffnungszeiten: donnerstags – sonntags, 11 – 17 Uhr

Schloss Freienwalde | Rathenaustraße 3 | 16259 Bad Freienwalde

Vor 100 Jahren, am 24. Juni 1922, wurde der Politiker, Schriftsteller und Industrielle Walther Rathenau ermordet. Er war der erste und bislang einzige jüdische Außenminister Deutschlands. Eine einzigartige künstlerische Intervention der bekannten deutsch-britischen Künstlerin Sophie von Hellermann, initiiert von der Berliner Kuratorin Ruth Ur, erinnert nun im Schloss Freienwalde an den Geist und die Lebenswelt Rathenaus. Das Kunstprojekt ist Teil des von der Oxford University initiierten Projektes »Jewish Country Houses«.

Mit ihrer charakteristischen Maltechnik, die sie auf Leinwänden und auch direkt auf den Innenwänden der Schlossräume realisiert, hat Sophie von Hellermann etwas von dem verlorenen Geist des ehemaligen preußischen Königsschlosses zurückgebracht, das Rathenau 1909 erworben hatte und als Zweitwohnsitz liebevoll restaurieren ließ. Als Grundlage dienten ihr zeitgenössische Fotografien, die die Innenausstattung des Schlosses zu Rathenaus Lebzeiten zeigen.

In Anlehnung an die historischen Tapetenbezüge des preußischen Schlosses die in jedem Zimmer anders gestaltet wurden, wechselt auch die künstlerische Strategie Sophie von Hellermanns von Raum zu Raum. Es entstanden einzigartige Raumbilder die historische Zeitsprünge miteinander verweben: die historische Ursprungszeit des Schlosses, die durch die Erstbesitzerin Königin Frederike Luise geprägt wurde; die Zeit Walther Rathenaus, der das Schloss liebte und restaurieren ließ; sowie die Gegenwart aus der die Künstlerin auf die historischen Schichtungen blickt.

»Bei unserer Arbeit geht es vor allem darum, den Menschen zu helfen, diese Häuser neu zu sehen und zu verstehen und die europäischen Dimensionen dieses Erbes hervorzuheben. Sophie von Hellermann hat instinktiv verstanden, auf welche Weise jüdische Landhäuser wie Schloss Freienwalde Historismus und Moderne verbinden. Diese inspirierende künstlerische Intervention lässt etwas von diesem doppelten Geist wieder aufleben.«

Schloss Freienwalde, Sommersaal
Schloss Freienwalde, Sommersaal

Das Rosenzimmer nimmt die direktesten Bezüge zur Zeit der Königin auf. Auch der Sommersaal mit seinen beeindruckenden Baumsimulation ist am historischen Vorbild orientiert. Aber hinter den Bäumen lassen sich unheimliche Figuren entdecken, die im historischen Vorbild fehlten. Ein Adler, Symbol des deutschen Nationalismus, gibt eine Vorahnung auf die dunklen Zeiten des 20. Jahrhunderts. Gegenüber sieht man Rathenau und die Königin zusammen im Wald spazieren.

Überall treffen Hoffnung und Tragik aufeinander. Im ehemaligen Toilettenzimmer integriert von Hellermann eine Referenz zu einem berühmten Picasso-Gemälde von 1922 – den zwei laufenden Frauen am Strand – ein Sinnbild für Aufbruch in eine liberale und befreite Moderne. Im selben Zimmer entdeckt man Rathenau selbst beim Malen.

»Zu Ehren Walther Rathenaus war mein Wunsch, die Schönheit des Hauses zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder erlebbar zu machen. Hundert Jahre nach der Ermordung Rathenaus und nach der Zerstörung der Innenausstattung im Jahre 1945 wollte ich diese Schönheit wieder in die historischen Räume hineintragen.«

Sophie von Hellermann (geboren 1975 in München) lebt und arbeitet in London und Margate. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf sowie am Royal College of Art in London und ist Mitbegründerin von hobbypopMUSEUM. Seit 2022 ist sie Professorin für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Werke von Sophie von Hellermann befinden sich u.a. in folgenden Sammlungen: The Metropolitan Museum of Art, New York; Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles und zahlreichen internationalen Privatsammlungen.

Ermöglicht wurde die Installation durch das Forschungsprojekt Jewish Country Houses Project der Universität Oxford und TORCH (The Oxford Research Centre in the Humanities), sowie durch die organisatorische Unterstützung der Walther-Rathenau-Stift gGmbH und die Galerie Wentrup Berlin. Eine parallele Ausstellung in der Galerie Wentrup in Berlin wird im Juli eröffnet.

5. Juli 2022

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