Der Industrielle und Intellektuelle, Zeitkritiker und Zukunftsgestalter Walther Rathenau zählt mit Denkern wie Max Weber oder Ernst Troeltsch und Politikern wie Friedrich Naumann und Gustav Stresemann zu den herausragenden Persönlichkeiten der klassischen Moderne im Übergang vom Wilhelminischen Kaiserreich zur Weimarer Republik. Unter ihnen war er zweifellos der Umstrittenste und Widersprüchlichste, und gerade dies hat das seit Jahrzehnten ungebrochene Interesse an ihm immer wieder neu entfacht. Selten traten in einer Person Wechselbeziehungen und Widersprüche zwischen Wirtschaft und Gesellschaft, Politik und Kultur in Deutschland so deutlich in Erscheinung wie im Leben und im Werk Walther Rathenaus, dessen »Polyphonie« (Lilli Deutsch) schon die Zeitgenossen vor Rätsel stellte. Sie ließ schon Emil Ludwig zum Urteil kommen, Rathenau »sei eigentlich keine Figur für einen Historiker, sondern für einen Romanschriftsteller«, und Rathenaus erster Biograph Harry Graf Kessler fand, »man müsste ein Dostojewski sein, um ihn richtig zu schildern«. Rathenaus Vielgestaltigkeit als »Repräsentant, Kritiker und Opfer seiner Zeit« (Ernst Schulin) öffnet sich unterschiedlichsten Betrachtungswinkeln und Anschlussmöglichkeiten, macht ihn bis heute zu einer Schlüsselfigur zum Verständnis der deutschen Geschichte des (frühen) 20. Jahrhunderts.
Die Walther Rathenau Gesellschaft e.V. stellt sich die Aufgabe, in Anknüpfung an die Tätigkeit der ehemaligen Walther-Rathenau Stiftung und der früheren Walther-Rathenau Gesellschaft das Andenken und das Vermächtnis von Walther Rathenau zu pflegen und die Auseinandersetzung mit ihm und seiner Zeit zu fördern.
Die Walther Rathenau Gesellschaft e.V. unterhält eine Gedenkstätte und ein Archiv in Rathenaus einstigem Sommersitz Schloss Freienwalde am Rande des Oderbruchs in Bad Freienwalde. Sie ist Herausgeberin der Walther Rathenau-Gesamtausgabe in sechs Bänden, und sie kommt ihrem Satzungszweck durch Gedenkveranstaltungen, Vortragsreihen und Publikationen sowie die finanzielle Unterstützung von Ausstellungen und Forschungsprojekten sowie den Ankauf bzw. die Restaurierung von Objekten nach, die in Beziehung zu Rathenau stehen. Sie selbst finanziert sich durch Spenden und Beiträge ihrer Mitglieder (Richtsatzspende: 100€ p.a.). Über die Neuaufnahme von Mitgliedern entscheidet der Vorstand der Walther Rathenau-Gesellschaft auf Antrag.