Walther Rathenau Gesellschaft e.V.

Die Walther-Rathenau-Gedenkstätte in Schloss Freienwalde

Schloss Freienwalde hat in den vergangenen zwei Jahrhunderten seit seiner Erbauung durch Friederike Luise, der Gemahlin des preußischen Königs Friedrich Wilhelms II., sonnige und mehr noch schattige Tage erlebt. Gleiches gilt für den Mann, der es 1909 den Hohenzollern abkaufte: Walther Rathenau. Von 1910 bis zu seinem gewaltsamen Tod im Jahre 1922 war Schloss Freienwalde neben der Villa in Berlin-Grunewald seine bevorzugte Wohn- und Arbeitsstätte. Hier ging er seinen musischen Neigungen nach und arbeitete an philosophischen Schriften, die seinerzeit viel Beachtung fanden.

Walther Rathenau hat das Schloss zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor dem Verfall gerettet und dafür gesorgt, dass eine nach ihm benannte Stift GmbH dieses 1798/99 von David Gilly erbaute Kleinod klassizistischer Baukunst nach seinem Tode der Öffentlichkeit zugänglich machte. So hatten die Besucher Freienwaldes Gelegenheit, sich in den sorgfältig im Stil des preußischen Klassizismus hergerichteten Räumen an Rathenau erinnern zu lassen. 1926 schenkten die Erben des Ermordeten das Anwesen dem damaligen Landkreis Oberbarnim, dessen Landrat Peter Fritz Mengel das Andenken an Walther Rathenau stets wach hielt.

Das war allerdings nur bis 1933 möglich, als alle Erinnerungen an Walther Rathenau im Schloss getilgt wurden. Danach galten nur noch die Hohenzollern als erinnerungswürdig, und von 1945 bis 1989 auch die nicht mehr.

Seit 1991 kann, darf wieder erinnert werden, aber es ist fast nichts mehr da: die Schlosseinrichtung in alle Himmelsrichtungen verstreut oder vernichtet. Nur einige wenige Ausstattungsstücke kehrten im Laufe der letzten fast acht Jahrzehnte wieder zurück. Walther Rathenaus Nachlass liegt in einem Moskauer Archiv als Beutegut des Zweiten Weltkrieges.

Die Walther Rathenau Gesellschaft und der Landkreis Bad Freienwalde, seit 1993 Landkreis Märkisch-Oderland, haben 1991 die von den Nazis 1934 aufgelöste »Walther-Rathenau-Stift GmbH« neu gegründet und sie seitdem als gemeinnützige Gesellschaft weitergeführt. Seit 1992 wird in der oberen Schlossetage eine ständige Ausstellung zu Leben und Wirken Walther Rathenaus gezeigt, die von Zeit zu Zeit überarbeitet, ergänzt und erweitert wurde. Diese Ausstellung gilt der Person Walther Rathenaus, aber sie meint die widerspruchsvolle Geschichte, die sich in ihr spiegelt. Höhepunkt der bisherigen Ausstellungstätigkeit war von November 2023 bis März 2024 die Erstpräsentation der von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderten Wanderausstellung »Gewalt gegen Weimar. Zerreißproben der frühen Republik«. Über die »Topographie des Terrors« in Berlin wird diese Ausstellung ab September 2024 zuerst in Weimar, dann in Hamburg gezeigt werden.

Im Januar 2023 gab es einen Eigentümerwechsel beim Freienwalder Schlossanwesen. Der Landkreis Märkisch-Oderland als bisheriger Eigentümer brachte die drei Gebäude und den sie unmittelbar umgebenden Teil des ausgedehnten Schlossgartens in die Michael Linckersdorff Stiftung ein. Damit war die Auflage verbunden, auch weiterhin angemessen an diesem Ort der deutschen Demokratiegeschichte an Walther Rathenau zu erinnern. Im Einvernehmen mit dem Stifter wird das auch weiterhin in der oberen Schlossetage geschehen. Inzwischen hat sich nach einigen Monaten des Kennenlernens eine gute Zusammenarbeit zwischen der Walther-Rathenau-Stift gGmbH und der Michael Linckersdorff Stiftung entwickelt, die allmählich auch zu ersten erfreulichen Ergebnissen der Neubelebung des Freienwalder Schlosses geführt hat. Über diese Entwicklung wird auch das neue Heft der »Mitteilungen der Walther Rathenau Gesellschaft« Auskunft geben.

Weil die Linckersdorff Stiftung das Gärtnerhaus zu Wohnzwecken herrichten möchte, ist das seit 2004 dort untergebrachte Rathenau-Archiv 2003 in neue Räume des alten Kreishauses gezogen, das ebenfalls zum Bad Freienwalder Immobilienbesitz des Herrn Linckersdorff gehört. Im Zuge der neuen Nutzungsvorstellungen sind derzeit an den drei Gebäuden und auch im Schlossgarten Instandsetzungsarbeiten im Gange, die auch zur Werterhaltung und zur Sicherung der Gebäudesubstanz beitragen sollen.

Die Walther Rathenau-Gedenkstätte in der oberen Schlossetage ist donnerstags bis sonntags von 11.00 bis 17.00 Uhr (im Winter bis 16.00 Uhr) geöffnet.

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