Am Sonnabend, dem 18. November 2023, wurde im Schloss Freienwalde die Eröffnung der multimedialen Ausstellung »Gewalt gegen Weimar. Zerreißproben der frühen Republik 1918-1923« begangen, die unter der Leitung Prof. Dr. Martin Sabrows in Zusammenarbeit mit dem Verein Weimarer Republik e.V., dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam, der Walther Rathenau Gesellschaft und der Walther Rathenau-Stift GmbH sowie dem Deutschlandfunk erarbeitet und von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sowie dem Land Brandenburg mit insgesamt rund einer halben Million Euro gefördert wurde.
Im bis auf den letzten Platz gefüllten Teehäuschen begrüßte zunächst der Hausherr, Michael Linckersdorff, die versammelten Gäste und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Ausstellung, die in der Folge auch in Weimar und Berlin zu sehen sein wird, am historischen Ort im Schloss Freienwalde ihren Anfang nähme, das eines der wichtigsten Zeugnissen der frühen Demokratiegeschichte im Land Brandenburg bildet. Seinen Begrüßungsworten schloss sich der Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Tobias Dünow, an. Er hob die Aktualität des historischen Themas der Ausstellung hervor, würdigte in dieser Hinsicht die Bemühungen der Kuratoren und ihrer vielen Unterstützern und Unterstützerinnen und wünschte der Ausstellung ein breites Publikum. Prof. Dr. Michael Dreyer, Vorsitzender des Vereins Weimarer Republik e.V., und Dr. Reinhard Schmook, Geschäftsführer der Walther Rathenau-Stift GmbH, erläuterten im Anschluss jeweils die turbulenten historischen Hintergründe der frühen Weimarer Republik und des Schlosses, bevor Prof. Dr. Martin Sabrow in seinem Eröffnungsvortrag die vielen Facetten der Gewalt, mit denen die Weimarer Republik in ihrer Frühphase konfrontiert war, entfaltete und einer historischen Bewertung unterzog. »Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich«, zitierte er Mark Twain und stellte klar, dass gegenwärtige Gewalt und Unduldsamkeit von anderen Voraussetzungen lebten als noch vor 100 Jahren; ein Vergleich jedoch helfe dabei, den Blick für die Gefahrenlagen der Gegenwart zu schärfen.
Eingerahmt wurde die Veranstaltung durch beeindruckende musikalische Darbietungen und sie war damit noch nicht beendet. Wer wollte, konnte sich im Anschluss einer Kuratorenführung durch die multimediale Ausstellung anschließen. Gestärkt durch Getränke und einem kleinen Imbiss eröffneten sich derart vielfältige Perspektiven auf die verschiedenen, mitunter spektakulären Exponate der Ausstellung, zu der neben einem virtuellen Control Board, das die verschiedenen Gewaltereignisse der frühen Weimarer Republik geographisch und historisch verortet, etwa auch die Schreibmaschine zählt, auf der einer der Attentäter Walther Rathenaus, der Freikorps-Kämpfer Ernst von Salomon, seine Erinnerungen verfasste, die als »Fragebogen« zu einem der ersten Bestseller der jungen Bundesrepublik avancieren sollten.
Tilmann Siebeneichner
Die Ausstellung »Gewalt gegen Weimar. Zerreißproben der frühen Republik 1918–1923« ist noch bis zum 10. März 2024 immer Donnerstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 16 Uhr im Schloss Freienwalde zu besichtigen. Ab dem 19. März 2024 wird die Ausstellung in Berlin in der Topographie des Terrors zu sehen sein.
21. Dezember 2023